Elektronischer Handel boomt in Deutschland
Der elektronische Handel über das Internet steht in Deutschland vor einer Boomphase. In einer am Freitag veröffentlichten Analyse der Management- und Technologieberatungsfirma Booz, Allen & Hamilton hiess es, im Jahr 2002 dürfte der Umsatz mit Geschäften im Internet auf rund 46 Mrd DM [3,5 Mrd Euro | 323 Mrd. ATS] steigen. 1997 hat die Vergleichsgrösse noch bei 3,3 Mrd DM gelegen.
Von diesen 46 Mrd DM dürften allein 40 Mrd. DM auf den E-Commerce, eine Mrd DM auf Werbung im Internet sowie fünf Mrd DM auf Zugangskosten entfallen.
Deutsche an E-Kommerz interessiert
Nach den Untersuchungen von Booz, Allen & Hamilton sind 54 Prozent der befragten Deutschen am elektronischen Handel interessiert. Vor zwei Jahren sind es noch 31 Prozent gewesen. Ausserdem hat 1998 gut eine Million deutscher Kunden via Internet im Durchschnitt 954 DM ausgegeben.
Bis 2001 wird sich laut Schätzungen von Booz, Allen & Hamilton die Zahl der Online-Kunden mehr als vervierfacht haben. Diese Online-Käufer würden dann bei Internet-Geschäften durchschnittlich 2.100 DM im Jahr ausgeben.
Neuer Wettbewerb
Nach Einschätzung von Booz, Allen & Hamilton ändert sich auch die Struktur des Wettbewerbs grundlegend. Er spiele sich zwischen etablierten Handels- und Dienstleistungs-Grössen wie Bertelsmann und der Deutschen Bank und erfolgreichen jungen internet-orientierten Firmen wie Amazon.Com oder E-Trade ab.
Booz, Allen & Hamilton verweist auf die USA, wo der elektronische Handel sein Nischendasein verlassen habe. Dort würden inzwischen bereits 25 Prozent des privaten Aktienhandels über das Internet abgewickelt, jeder vierte Autokauf komme mit Hilfe des Computer-Netzwerks zustande. Auch in Deutschland habe das Interesse an Online-Geschäften deutlich zugenommen.
"Noch kein Massenmarkt"
Anders als die Untersuchung von Booz, Allen & Hamilton verkündet
eine Studie des InternetVerbandes eco [Electronic Commerce Forum]
und der Generaldirektion XII der Europäischen Kommission noch nicht
den grossen E-KommerzBoom. "Deutschland liegt beim elektronischen
Handel im internationalen Vergleich im unteren Mittelfeld", heisst
es in der Marktuntersuchung, die anlässlich der E-Commerce-Tage 99
präsentiert wurde. Resumee: "Kräfitges Wachstum, aber noch kein
Massenmarkt"
Insgesamt nimmt die Internet-Verbreitung in Europa laut aber rasant zu. "In den letzten zwölf Monaten hat sich die Anzahl der Privathaushalte, die an das Internet angeschlossen sind, beinahe verdoppelt", sagt Harald Summa, Geschäftsführer des Verbandes der deutschen Internet-Wirtschaft und Vizepräsident der europäischen Electronic Commerce Europe Association.
Österreich hinten nach
In Österreich kommt der Handel im Internet nur langsam auf Touren. Das ist das Ergebnis einer Studie des Beratungsunternehmens Diebold Österreich. Aus Unternehmenssicht sind fehlendes Know How der Bevölkerung, fehlende Rechtssicherheit, ungenügende technische Voraussetzungen und fehlende Geschäftsgepflogenheiten Hemmnisse für den E-Commerce in AT.
"Derzeit wird das Internet von der Mehrzahl der Unternehmen nur als passive Informationsplattform genutzt", erklären die Autoren der Studie, "Bis zum Jahr 2000 planen lediglich 26 Prozent der 160 von uns befragten Unternehmen einen eigenen WebShop. Obwohl neue Marketingkonzepte dringend nötig sind, ignorieren aber mehr als 60 Prozent der Unternehmen noch immer die Herausforderungen des Marktes."