"Bild" vs. Bildblog vor dem Presserat

deutschland
18.02.2008

Die deutsche Boulevardzeitung "Bild" will Beschwerden ihres "Kontrollorgans" Bildblog beim Deutschen Presserat unterbinden.

Seit fast vier Jahren notiert der Frankfurter Medienjournalist Stefan Niggemeier im Bildblog "die kleinen Merkwürdigkeiten und das große Schlimme" aus Deutschlands größter Boulevardzeitung "Bild".

Nun will sich der Axel Springer Verlag gegen das kritische Organ, das die Fehler von "Bild" täglich im Internet dokumentiert, zur Wehr setzen. Laut einem Online-Bericht des "Spiegel" verlangt der "Bild"-Herausgeber beim Deutschen Presserat, dass das Bildblog dort keine Beschwerden mehr einreichen darf.

"Kommerziell motivierte Beschwerden"

Der Verlag argumentiert, den Betreibern gehe es dabei nicht darum, Missstände aufzuzeigen. Vielmehr wollten sie aus einer Flut von kommerziell motivierten Beschwerden Stoff für Berichterstattung gewinnen. Nach Angaben des Presserats haben die Blogbetreiber in dreieinhalb Jahren insgesamt zwölf Beschwerden eingereicht.

Der Bildblog bemerkte dazu, dass das "Geschäftsmodell" des Watchblogs nicht auf der Verwertung eigener Presseratsbeschwerden bestehe. Die Sorge des Axel Springer Verlags um das Wohlergehen des Presserates und die Bewahrung publizistischer Grundsätze wie dem der "Wahrhaftigkeit" verfolge man "amüsiert".

Mit rund 40.000 Besuchern täglich ist das mehrfach ausgezeichnete Bildblog heute eines der wahrscheinlich meistgelesenen Weblogs im deutschen Sprachraum.

Mit ORF.at hat Niggemeier im vergangenen Jahr über das Bildblog und die Möglichkeiten des Weblog-Formates gesprochen.

(futurezone | Spiegel)