Märchenhafte Wachstumsraten und hohes Risiko
Auktionen im Internet bieten nach Ansicht von Branchenkennern märchenhafte Wachstumsraten, aber auch ein hohes Risiko.
"Da die Markteintrittsbarrieren gegen null gehen, können Unternehmen wie der Hamburger Versteigerer Ricardo.de über Nacht knallharte Konkurrenz bekommen", sagt Johannes Schlütz von der Frankfurter Fondsgesellschaft Union Investment.
Ricardo.de hat am kommenden Mittwoch sein Börsendebüt. Nach dem Kunsthändler Artnet.com ist es das zweite Unternehmen am Frankfurter Neuen Markt, das mit OnlineAuktionen Geld verdienen will.
Erfolgsfaktor Marketing
Angespornt durch den Erfolg des US-Auktionshauses eBay, das sich im Juni mit der Übernahme von Alando.de in den deutschen Markt eingekauft hat, bieten auch eine Reihe nicht-börsennotierter Anbieter in dem Geschäft mit. Anders als bei Artnet, das sich durch seine Spezialisierung auf hochpreisige Kunstinvestitionen auszeichnet, sei der Erfolg der virtuellen Auktionshäuser, die normale Konsumartikel unter den Hammer bringen, nahezu ausschließlich von ihrem Marketing abhängig, sagt Schlütz.
Während Alando und eBay vor allem Gegenstände von privat an privat versteigern, ist Ricardo auf das Segment "Business-to-private" spezialisiert, in dem die Internetnutzer neuwertige Markenprodukte ersteigern können. Um die Bieter anzuheizen, setzt das Unternehmen dabei auf echte Moderatoren. "Der Spaß-Faktor bei diesem Vertriebskanal ist nicht zu unterschätzen", erklärt Vorstandsmitglied Stefan Glänzer.
RicardoFatal für Ricardo.de wäre ein Markteintritt des - ebenfalls in der Business-to-Private-Sparte tätigen - US-Anbieters Onsale in den deutschen Raum. Onsale fusionierte erst vor kurzem mit seinem auf den OnlineVerkauf von Computern spezialisierten Konkurrenten Egghead. Mit einem Jahresumsatz von rund 6.72 Mrd ATS wird das Unternehmen nach eigenen Angaben auf dem US-Markt zu den führenden Anbietern gehörden.
OnsaleKunstauktionen
Die in Hamburg und New York ansässige Artnet.com AG, die erst im April mit der Auktion von Kunstobjekten im Internet begann, sieht sich gegenwärtig nicht durch Konkurrenten innerhalb und ausserhalb des Netzes bedroht.
Ihre bereits seit 1989 betriebene Auktionsdatenbank stelle einen einmaligen Wettbewerbsvorsprung dar, sagt Thomas Gonzales von Artnet. "Der Zugriff auf die weltweit bei Auktionen erzielten Preise schafft Transparenz, die eher unsere Konkurrenten ins Schwitzen bringt."
ArtnetAuch die im Juni verkündeten OnlinePläne des traditionsreichen Auktionshauses Sotheby's mit dem Internethändler Amazon.com schrecken Artnet nicht. Während die Hamburger nur fünf Prozent des erzielten Preises berechneten, seien bei herkömmlichen Auktionshäusern Komissionen von 35 Prozent üblich, die Anbieter und Käufer je zur Hälfte zu tragen hätten. "Deutlich günstiger können Häuser wie Sotheby's oder Christies's wegen ihrer aufwendigen Unternehmensstruktur gar nicht werden", meint Gonzalez.
Sotheby'sDorotheum im Netz
Sabine Pichler, Netz-Beauftragte des Dorotheums: "Das Internet ist für uns eindeutig ein Zukunftsmarkt. Die mögliche Angebotspalette reicht von Büchern und Briefmarken über Plakate bis hin zu Comics."
OnlineAuktionen veranstaltet das Dorotheum derzeit noch nicht. Gemeinsam mit seinen International Auctioneers-Partnern [Galerie Koller, Zürich | Etude Tajan, Frankreich | Swann Galleries, USA | Butterfield & Butterfield, USA] arbeitet das Dorotheum aber schon an einem Internet-Auktions-Projekt.
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