21.07.1999

ÖKO-LOGISCH

Bildquelle: PhotoDisc

Recycling von Alt-CD-ROMs

Kaum eine Computerzeitschrift kommt noch ohne CD-ROM aus und immer mehr Unternehmen verschicken statt bunter Werbepost Produktinformationen auf schimmernden Scheiben. Die metallbeschichteten KunststoffDatenträger sind Pfennigartikel in der Herstellung und haben genug Speicherkapazität für umfangreiche Enzyklopädien.

Die Kehrseite der Discs: Die meisten der auf CD-ROM gespeicherten Daten sind sehr kurzlebig, werden deshalb nach kurzer Zeit unbrauchbar. Endstation Hausmüll.

Da sich ausgediente KunststoffDatenträger mit Aluminiumbeschichtung aber ausgesprochen umweltfreundlich recyceln lassen, sind alte CD-ROMs statt in der Mülltonne besser in den in Computerläden und bei ÖkoSammelstellen aufgestellten Containern aufgehoben.

Rücknahmenetz nicht ausgebaut

CD-ROMs, die keiner mehr braucht, landen wohl überwiegend im Hausmüll, schätzen Entsorgungsexperten. Lediglich ein bis zwei Prozent aller Discs würden gesammelt und wiederverwertet. Das gilt für Werbung und elektronische Telefonbücher ebenso wie für veraltete Computerprogramme oder verkratzte Musik-CDs.

Ein Grund für die niedrige Recyclingquote ist das noch immer zu wenig ausgebaute Rücknahmenetz. Zwar haben die Computerketten Vobis und Comtech bereits im Jahr 1997 Sammelstellen in ihren Filialen aufgestellt, die meisten Hersteller bieten die kostenlose Rücknahme von CDs an und auch in einigen Recyclinghöfen stehen mittlerweile Sammelbehälter, wegen der extrem teuren Logistik lohne sich CD-Recycling aber volkswirtschaftlich nicht. Heisst es.

CD-Recycling

Der Polycarbonat-Kern, in dem bei allen Daten- oder Tonträgern auf CD die digitalen Informationen gespeichert sind, besteht aus einer Kohlenstoffverbindung, die auch beim Verbrennen keine giftigen Stoffe wie etwa krebserregendes Dioxin freisetzt.

Bei der Wiederverwertung wird zunächst die Metallbeschichtung mit Hilfe einer Lauge vom Kunststoffkern getrennt. Dieser wird zu "sortenreinem Rohmaterial" zerkleinert. Das Polycarbonat-Granulat wird dann entweder eingeschmolzen und als 30prozentige Beigabe wieder zu CDs verarbeitet oder mit anderen Kunststoffen und Farbe vermischt zu neuen Produkten wie Auto-Armaturentafeln, Sitzschalen oder Computergehäusen.

Hohe Transportkosten

Allein die Transportkosten für die Wiederverwertung einer einzigen CD beziffert der deutsche RecyclingExperte Hans Korfmacher mit "bis zu einer Mark" [7 ATS] - viel, gemessen an den Kosten für deren Herstellung. Die CD-Brennerei von Warner Music in Alsdorf etwa, die im vergangenen Jahr 131 Millionen Stück produzierte, verkauft eine Scheibe bei einer Auflage von 20.000 Stück für umgerechnet vier bis fünf Schilling.

Trotz hoher Entsorgungskosten gibt Christoph Osterroth, Geschäftsführer der Recyclingfirma newcycle, der

Wiederverwertung von CDs aus ökologischer Sicht ein Doppel-Plus: "Die Scheiben bestehen zu mehr als 90 Prozent aus einem sehr hochwertigen technischen Kunststoff, der fast ohne Qualitätsverlust wiederverwendet werden kann."

Trotzdem lohnendes Geschäft

Mit zwei Mark [14 ATS] pro Kilo sei das aus alten CDs wiedergewonnene Polycarbonat laut RecyclingExperte Korfmacher eine "preiswerte Rohstoffquelle" - und für grosse Verwerter ein lohnendes Geschäft.

So recycelt der ChemieRiese Bayer in Dormagen als einer der weltweit führenden CD-Verwerter nach eigenen Angaben jährlich rund 5000 Tonnen der silbernen Scheiben, also Hunderte von Lastwagen mit einem Fassungsvermögen von jeweils etwa 20 Tonnen.