Breitband und VoIP-Telefonie überwacht
Die US-Regulationsbehörde Federal Communications Commission [FCC] hat in der vergangenen Woche den Weg für die Überwachung von Breitband-Internet und VoIP-Verbindungen freigegeben.
Bis jetzt waren diese Dienste explizit von Überwachung unter dem "Communications Assistance to Law Enforcement Act" [CALEA] ausgenommen gewesen. Damit werden die Anbieter von DSL und Internet-Telefonie ihre Netze in nächster Zukunft mit Schnittstellen zum Andocken von Standleitungen der Strafverfolger und Nachrichtendienste erheblich aufrüsten müssen.
Bis jetzt waren diese Dienste von den allgemeinen und mittlerweile ziemlich flächendeckenden Überwachungsmaßnahmen ausgenommen - schon allein deshalb, weil praktisch alle Breitband-Anbieter mit Pauschaltarifen arbeiten und deshalb auf das Mitloggen einzelner Verbindungen nicht wirklich eingerichtet sind.

Es geht um Telefonate
Ganz offensichtlich geht es den Behörden in erster Linie um VoIP-Telefonate, die von DSL-Anschlüssen ins Festnetz und zu Mobiltelefonen geführt werden. Während die Telefonienetzwerke nämlich im Rahmen des bereits 1994 verabschiedeten CALEA-Gesetzpakets vollständig überwachbar gemacht wurden, erwies sich die ebenso vollständige Überwachung des IP-Verkehrs als deutlich komplexeres Vorhaben.
Zum einen ist die Analyse des Kundenverhaltens in den zentral administrierten Circuit Switched Networks der Festnetz- und Mobiltelefonie mit Hilfe von Datamining-Methoden seit gut einem Jahrzehnt gängige Praxis.
Im Internet-Verkehr waren derartige Methoden bis jetzt nicht allgemein üblich - schon allein deshalb, weil es nicht zuletzt wegen der Pauschalvergebührung für Internet-Provider kaum etwas zu gewinnen, aber viel Kundenvertrauen zu verlieren gab. Anders als in der Telefonie sind im Internet "Verkehrsdaten" von "Inhaltsdaten" nämlich nicht separiert.

Parallelen in Europa
Darauf, dass es vorrangig um VoIP-Telefonate geht, deutet auch die - wie stets - parallel verlaufende Entwicklung in Europa hin.
Der neue Richtlinien-Entwurf der EU-Kommission zur verpflichtenden Speicherung aller Verkehrsdaten [wer mit wem wann und wo wie oft kommuniziert] in Telefonie- wie TCP/IP-Netzen sieht denn auch verschieden lange Speicherdauer je nach Art der Kommunikation vor.
Während für Internet-Logfiles eine verpflichtende Lagerung von sechs Monaten vorgesehen ist, ist für die Verkehrsdaten von Telefonienetzen in Europa eine Speicherung von einem Jahr angesagt. Für TCP/IP-Telefonate, die in Telfonienetzen terminieren, sollen die Regeln der Telefonienetze gelten, also ein Jahr.

Beiderseits des Atlantik Widerstand
Sowohl in den USA wie in Europa mehrt sich der Widerstand gegen diese Maßnahmen, die von Bürgerechtlern auf beiden Seiten des Atlantik als völlig überzogen und kontraproduktiv angesehen werden.
In den USA laufen die Electronic Frontier Foundation, die American Civil Liberties Union und andere Organsiationen Sturm gegen die Überwachung des Internet-Verkehrs. In Europa wurde eine internationale Unterschriftenaktion gegen den neuen Überwachungsvorstoß [Data Retention] ins Leben gerufen, knapp 25.000 User haben bereits unterzeichnet.
