Neue Führungsspitze bei Compaq
Der weltgrößte PC-Hersteller Compaq Computer Corp. [Houston/Texas] hat am Donnerstag Michael D. Capellas [44] mit sofortiger Wirkung zum neuen Präsidenten und Spitzenmanager ernannt.
Die Ernennung des weitgehend unbekannten Compaq-Managers zum Firmenchef hat die Wall Street überrascht. Die meisten Experten hatten mit der Wahl eines prominenten Spitzenmanagers oder Unternehmers gerechnet.
Capellas war seit 2. Juni für die Compaq-Tagesgeschäfte verantwortlich. Er war vor knapp einem Jahr als Informationstechnologie-Chef zu dem von geschäftlichen Schwierigkeiten geplagten Computerriesen gestoßen.Die Ernennung durch den Verwaltungsrat erfolgte einstimmig und wurde von dem Vorsitzenden des Aufsichtsgremiums, Benjamin M. Rosen, bekanntgegeben. Rosen ist Compaq-Mitgründer und der starke Mann bei dem Computerkonzern. Er bleibt Leiter des Verwaltungsrates.
Capellas wird Nachfolger des im April ausgebooteten früheren Präsidenten und Firmenchefs Eckhard Pfeiffer. Pfeiffer war ausgeschieden als das Unternehmen die Gewinnerwartungen nicht erreichte. Inzwischen haben mehrere Mitglieder der Geschäftsführung Compaq verlassen.
Capellas will Compaq mit seiner großen Produktpalette am Internet und am elektronischen Kommerz ausrichten und den Kunden in aller Welt komplette Systemlösungen anbieten.
Capellas war im August 1998 als Informationstechnologie-Chef zu Compaq gekommen. Er hatte früher bei der Softwarefirma Oracle und bei der SAP America gearbeitet, der US-Tochter des deutschen Softwarekonzerns SAP.
Compaq legt am kommenden Mittwoch wegen fallender PC-Preise wahrscheinlich Verlustzahlen für das zweite Quartal vor.
Der neue Compaq-Chef muß nach Darstellung von Branchenkennern vor allem mit dem expansiven zweitgrößten PC-Hersteller Dell Computer fertig werden. Dell vertreibt seine PCs über das Internet.
Capellas will den OnlineAnteil beim Verkauf von bisher nur 15 auf 40 Prozent erhöhen.
Compaq hatte vor einem Jahr den Computerkonzern Digital Equipment für neun Milliarden Dollar übernommen. Damit wollte der PC-Hersteller sein Produktangebot nach oben ausweiten und die starke Computer- Dienstleistungsabteilung von Digital gewinnen. Bisher haben sich die erhofften Geschäftsvorteile aber noch nicht voll ausgezahlt.