Microsoft frontal gegen AOL
Die scharfe Auseinandersetzung um den Internet- Dienst "Instant Messages" zwischen den US-Unternehmen America Online und Microsoft geht weiter. Microsoft lehnte am Dienstag die Aufforderung von AOL ab, über ein Geschäftsabkommen zur Nutzung des AOL-Dienstes zu verhandeln.
Statt dessen rief das Unternehmen von Bill Gates den weltgrößten Online-Service auf, seine Instant Message-Technik für alle Internetnutzer zu öffnen.
"Instant Messaging" zeigt Computernutzern an, wenn Freunde oder Geschäftspartner online sind und ermöglicht den unmittelbaren Austausch von elektronischen Nachrichten. Diese Funktionen können ebensogut verwendet werden, um das Verhalten von Usern zu überwachen. In SecurityKreisen gelten MessagingProgramme generell als Sicherheitsrisiko.
AOLs Instant MessengerMSN-Software verlangt AOL-Passwort
Der von US-Medien als "Krieg" bezeichnete Konflikt brach in der vergangenen Woche aus, als Microsoft den Dienst "MSN-Messenger" anbot. Diese kostenlose Software erlaubt Nutzern, auch den 17 Millionen AOL-Kunden "Instant Messages" zu schicken.
Der Dialog funktioniert aber nur, wenn die AOL-Kunden ihren Benutzernamen und das Paßwort preisgeben. AOL lehnt diese Prozedur als unzumutbares Sicherheitsrisiko für seine Kunden ab.
AOL blockte sofort den Zugang der neuen Software zu seinen Kunden ab. Seither hat Microsoft fünf neue Versionen aufgelegt, um die AOL- Blockade zu umgehen, die aber von dem Online-Dienst jeweils sofort wieder außer Gefecht gesetzt wurden. Ähnlich erging es einer kurzfristig vom Anbieter Yahoo auf den Markt gebrachten Messenger- Software.
MSNs Messenger75 Millionen nutzen AOLs Dienste
AOL hat schätzungsweise 40 Millionen Anwender des sogenannten "Buddy List"-Netzwerks, das aus AOL-Kunden und Internet-Nutzern besteht.
Zur AOL-Gruppe gehört weiterhin der Dienst ICQ [I seek you] mit 35 Millionen Anwendern, der ebenfalls direkte Kommunikation über das Internet erlaubt. Microsoft hat mit seinem Online-Dienst MSN dagegen bislang weltweit nur rund zwei Millionen Kunden finden können.
Die guten Sitten und Microsoft
AOL wirft Microsoft den Bruch jeglicher guter Sitten im Geschäftsverkehr vor. "Sie haben das gemacht, ohne uns zu fragen, ohne mit uns zu sprechen. Sie gefährden die Vertraulichkeit unserer Kunden", sagte AOL-Sprecherin Ann Brackbill.
AOL habe Microsoft aufgefordert, Verhandlungen über ein "ordentliches Geschäftsabkommen aufzunehmen anstatt einen nicht legitimen und verdeckten Zugang zu unserem System zu suchen."