29.07.1999

PAUL MARITZ

Bildquelle: Microsoft

MicrosoftGründer setzt sich mit 44 zur Ruhe

Paul Maritz, einer der Väter des Computerbetriebssystems Windows, hat seine Führungsposition beim Softwaregiganten Microsoft aufgegeben.

Der 44jährige Topmanager, der in der Hierarchie des Unternehmens eine Position direkt hinter Bill Gates und Steve Ballmer eingenommen hat, wird wegen seiner führenden Rolle in der Software-Entwicklung "Mr. Windows" genannt.

Maritz werde unter Umständen das Unternehmen zum Jahresende ganz verlassen, sagte Microsoft-Sprecherin Heidi Rothauser am Mittwoch in Redmond [Washington].

Aktien & Optionen

Maritz ist wie die anderen Führungspersonen bei Microsoft finanziell unabhängig - dank der großzügigen Aktien-Optionen. Der rasant steigende Kurs der Microsoft-Aktie, der seit der Börseneinführung 1986 um das 500fache gestiegen ist, hat rund ein Viertel der 30.000 Microsoft-Beschäftigten zu Millionären gemacht. Und immer häufiger machen die Microsoft-Insider Kasse: Paul Maritz hat allein in 1999 nach einer im Wall Street Journal veröffentlichten Studie von First Call/Thomson Financial 900.000 Aktien im Wert von 78,1 Millionen Dollar [142,9 Mio DM] verkauft.

Achillesferse Entwicklungsabteilung

Der Rückzug von Maritz aus der Verantwortung für die Beziehungen zu den externen Software-Entwicklern kommt für das weltgrößte Software-Unternehmen zu einem besonders ungünstigen Zeitpunkt.

Vor dem Hintergrund der knappen Personal-Kapazitäten in der Softwareindustrie kämpft Microsoft darum, daß externe Entwickler nicht zu rivalisierenden Systemen wie Java von Sun Microsystems abwandern.

"Das ist eine unglückliche Entwicklung, da Paul über ein überragendes Talent verfügt", sagte William Epifanio, Analyst von J.P. Morgan Securities der Wirtschafts-Nachrichtenagentur Bloomberg.

Back to the roots

Die New York Times berichtete am Donnerstag, Maritz wolle wieder zu seinen Wurzeln als Programmierer zurückkehren und weiterhin Microsoft-Chef Gates beraten.

"Ich will mich selbst mit den Details der Technologien vertraut machen, nachdem ich die vergangenen Jahre nicht mehr direkt so dicht an der Sache dran war, wie ich es mir gerne gewünscht hätte", zitierte die Zeitung aus einer E-Mail von Maritz.

"Mr. Windows" trat in dem Rundschreiben an die Microsoft- Mitarbeiter auch den Berichten entgegen, er werde Microsoft endgültig den Rücken kehren.