Glücksritter am elektronischen Börsenplatz
Sie sind Glücksspieler auf dem elektronischen Börsenparkett: Die "Day Trader", zu denen auch der Amokläufer von Atlanta gehörte, spekulieren auf kurzfristige Kurssprünge, um auf dem Aktienmarkt reich zu werden.
Mit der Verbreitung des Internet ist ihre Zahl in den USA sprunghaft angestiegen. Doch ihr Geschäft gilt als äußerst riskant, vor allem wenn sie Amateure sind, die von den Marktmechanismen nichts oder zu wenig verstehen.
Firmen wie die All-Tech Investmentgruppe, in deren Büro der Amokläufer am Donnerstag ein Blutbad anrichtete, stellen ihren Kunden einen Computerarbeitsplatz zur Verfügung, mit einem elektronischen Hochgeschwindigkeitszugang zu den Märkten. Transaktionen werden umgehend umgesetzt, ohne Vermittlung durch einen Börsenmakler.
All-Tech Investment, wo es Tote und Verletzte gab, warnt mittlerweile vor riskanten Geschäften
All-TechTagesspekulanten sind nur an den Kursbewegungen eines einzigen Börsentages interessiert. Sie setzten große Summen auf eine einzelne Aktie und kaufen oder verkaufen im Minutenabstand. Bei einer Fehlspekulation kann dies schwere Verluste bedeuten.
Andere Tagesspekulanten arbeiten von zu Hause aus, über Online-Konten bei Investmentfirmen. Kenntnisse der Finanzmärkte werden von den Kunden bisher nicht verlangt.
Online Brokerage Charles Schwabe-trade offeriert Neulingen einen Bonus von 75 Dollar bei Eröffnung eines Accounts.
Sonderangebot bei e-tradeMomentum Securities, ein weiterer Schauplatz der Schiesserei, hat sein Angebot bis auf eine knappe Erklärung vom Netz genommen
Momentum SecuritiesInvestmentfirmen müssen warnen
Dies soll in Kürze anders werden: Just an dem Tag, an dem Mark Barton in Atlanta neun Menschen und dann sich selbst erschoß, verkündete der Aufsichtsrat der elektronischen Nasdaq-Börse neue Regeln, um das "Day-Trading" in den Griff zu bekommen.
Künftig müssen Investmentfirmen ihre Kunden warnen, daß mit der Tagesspekulation erhebliche Risiken verbunden sind.
Kein Platz für unreife Investoren
"Day-Trading ist ein höchst spekulatives, höchst riskantes Unternehmen", sagt Nancy Smith von der US-Börsenaufsicht, der Security and Exchange Commission. "Es ist ein ausbildungsintensiver Job, in dem kein Platz für unreife Investoren auf der Suche nach einem Hobby ist."