16.08.1999

BIOMETRIE

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Fehlerrate 0,001 Prozent beim Iris-Scan

Einer der ältesten Witze über das Internet hat sich lange gehalten: "Im Netz weiß niemand, dass sie ein Hund sind." Mit der steigenden Verbreitung biometrischer Systeme klingt er nun überholt.

Mitte der 80er Jahre entdeckten Leonard Flom und Aran Safir, dass die Iris des Menschen eindeutig und unverwechselbar ist. Bereits nach einem Jahr ist sie voll entwickelt. Sie kann zwar noch ihre Farbe verändern, aber nicht ihre Struktur. Auch unterscheidet sich die Iris des linken und rechten Auges. 1994 wurde das erste Produkt, das die Iris als Identifizierungssystem verwendet, von John Daugman patentiert. Sowohl Aran Safier als auch John Daugman arbeiten heute für eine amerikanische Firma, die die meisten Patente rund um die Iris-Erkennung besitzt, nämlich IriScan Inc. in New Jersey, USA.

~ Link: http://www.iriscan.com ~

Benötigt wird für dieses System eine Kamera, ein wenig Licht, eine Software und eine Datenleitung. Die Aufnahmestation scannt das Auge und leitet das Bild zum Computer. Die Software wählt den mittleren Bereich des Auges aus und errechnet anhand der Struktur einen Code. Dieser wird bei jeder Abfrage an das Peripheriegerät gesendet und mit dem Auge der Person verglichen.

Zwei bis drei Sekunden dauert das. Und die Fehlerquote bei der Erkennung liegt mittlerweile bei 0,001 Prozent, sagt IriScan.

Vor ein paar Jahren waren verschmutzte Brillen noch ein Problem, heute gibt es bereits kleine mobile Systeme. Auch durch ein Glasauge lässt sich die Erkennungsstation nicht mehr austricksen, denn neben der Iris wird bei der Identifizierung auch das Pulsieren des Auges gemessen.

Einsatzbereiche

Am Anfang ging es nur um den Einsatz im Hochsicherheitstrakt und um Zugangsberechtigungen. Atomsilos und andere sensible Bereiche wurden damit ausgestattet.

Mitterweile setzen auch private Sammler und Gefängnisse, wie ein Bezirksgefängnis in Pennsylvania, dieses Identifizierungssystem ein.

Seit 1997 verwendet das Bezirksgefängnis von Lancaster das System der Iris-Erkennung. Vor allem um sicherzustellen, dass die Person, die nach einem Besuch in das Gefängnis zurückkehrt, wirklich die ist, die sie vorgibt zu sein. Angeblich gab es dort Fälle, wo Sträflinge die körperliche Ähnlichkeit ihres Besuchers zur Flucht missbrauchten, indem sie einfach die Bekleidung wechselten.

~ Link: http://www.iriscan.com/innovations.htm ~

Am 1. Juli dieses Jahres wurde die Partnerschaft zwischen Sensar Technologie und Cash Technologies Inc. bekanntgegeben. Das Ziel dieser Kooperation ist der Einsatz von Iris-Erkennungstechnolgie im Bereich Online-Shopping. Auch als digitale Signatur, als Ersatz für die handschriftliche Unterschrift, könnte dieses System verwendet werden.

Gut, aber nicht gut genug

Um als Sicherheitssystem bei Grenzübertritten oder Kaufhäusern eingesetzt zu werden, muss diese Technologie aber noch um einiges weiterentwickelt werden. Nicht nur, dass das Auge relativ nah an die Kamera herangeführt werden muss, auch einen Massenansturm kann die Erkennungsstation nicht bewältigen.

Während an der Lösung dieses Problems gearbeitet wird, gehen die Diskussionen um 100-prozentige Sicherheit bei der Identifizierung bereits weiter. Schon seit einiger Zeit wird darüber spekuliert, welche Auswirkungen ein implementierter Chip auf die Menschheit haben könnte.

Es gibt auch keinen Grund davon auszugehen, dass ausgerechnet extern gelagerte Datenbestände als zeitgemäßer angesehen werden sollen als externe Identifizierungssysteme. Trotzdem. Laut Gartner Group wird 2002 zuerst die Fingerprint-Technologie durch die Iris-Erkennung abgelöst werden.

Kritische Stimmen befürchten, dass mit zunehmender Verbreitung der Iris-Erkennung der Aspekt der Freiwilligkeit immer mehr in den Hintergrund treten könnte.

Eine Konferenz, die sich unter anderen auch mit den Auswirkungen und dem Einsatzgebiet biometrischer Systeme beschäftigt, findet vom 13. bis 15. September in Hongkong statt. Ein paar Arbeitsthesen können bereits nachgelesen werden.

~ Link: http://www.anu.edu.au/people/Roger.Clarke/DV/PLT.html ~