Telekom & Telecom in Schwebe
Voraussichtlich heute abend fällt die Entscheidung, ob sich die Deutsche Telekom AG und die Telecom Italia [STET] zu einem der weltweit größten Telekommunikationskonzerne zusammenschließen.
Am Nachmittag tagt nach Angaben von Telecom Italia der Verwaltungsrat des
Unternehmens, um zu einer endgültigen Entscheidung zu kommen. Die Deutsche
Telekom erklärte, sie rechne damit, daß bis zum Abend die offenen Fragen bei Telecom Italia geklärt seien.
Hürden
Die Telecom Italia sieht nach Informationen der "Financial Times" noch ernsthafte Schwierigkeiten bei der geplanten Fusion mit der Deutschen Telekom. Dabei geht es vor allem um die Kontrollstruktur des künftigen Gesamtkonzerns.
Die Deutsche Telekom beansprucht 56 Prozent der Anteile. Die italienische Regierung besteht jedoch auf einer ausgeglichenen Beteiligung beider Unternehmen. Die Regierung in Rom will auf keinen Fall, dass die privatisierte Telecom Italia durch den Zusammenschluss mit der noch immer
zu 74 Prozent vom deutschen Staat kontrollierten Deutschen Telekom wieder
verstaatlicht wird.
Mannesmann protestiert
Der designierte Chef des Telekom-Konkurrenten Mannesmann, Klaus Esser, kritisiert die Haltung der Bundesregierung hinsichtlich der
möglichen Fusion. "Wir hätten es lieber gesehen, wenn sich die Bundesregierung für die deutsche Wirtschaft insgesamt einsetzen würde, statt nur für ein einzelnes Unternehmen", sagt Esser im "Handelsblatt". Die Regierung sollte den Telekommunikationsmarkt "den
freien Kräften der Wirtschaft überlassen".
Bundesfinanzminister Hans Eichel [SPD], der den Bund als Mehrheitseigener der Deutschen Telekom repräsentiert, hatte seine Sympathie für die Fusions-Pläne geäußert.
Die Fusion sollte ursprünglich schon am Vormittag in London bekanntgegeben werden. Eine geplante Pressekonferenz am Montag abend hat Telecom Italia überraschend abgesagt.
Die Aktien von Telecom Italia und ihrer Mobilfunktochter Telecom Italia Mobile wurden wie schon am Vortag an der Mailänder Börse vom Handel ausgesetzt.
Elefantenhochzeit
Durch den Zusammenschluss würde einer der grössten Telefonkonzerne der Welt entstehen. Er hätte einen Börsenwert von etwa 178 Milliarden Euro [350 Mrd DM], rund
300000 Beschäftige und käme auf einen Jahresumsatz von 58,5 Milliarden Euro [115 Mrd. DM].