17.08.1999

GESCHENKT

Bildquelle: Luky Luke

Streit um Gratistelefonie

Kostenloses Telefonieren könnte in Österreich schon bald Realität werden. Der private Telefonanbeiter Multikom hat bereits einen Feldversuch für Gratistelefonie im Raum Salzburg durchgeführt und will jetzt österreichweit tätig werden.

Einziger Haken am Gratistelefonieren sind die Werbeeinschaltungen, über die sich das Angebot finanziert.

Die Telefongespräche werden alle 60 bis 90 Sekunden für 10- bis 20-sekundliche Werbeeinschaltungen unterbrochen. Was für den Anrufer vielleicht noch recht und billig ist, ist für den Angerufenen aber nur lästig.

Aus in Deutschland

Aus diesem Grund hat sich der Traum vom Gratistelefonieren in Deutschland schon nach einem halben Jahr wieder ausgeträumt.

Nach einem Urteil des Berliner Landgerichts wurde Gratistelefonie, die sich durch Werbeeinschaltungen finanziert, als "sittenwidriger Eingriff in die Privatsphäre des angerufenen Gesprächspartners" für unzulässig erklärt.

In Österreich noch zulässig

In Österreich wurde diese Art des Telefonierens bisher nur in Grundzügen angedacht. Laut Gerhild Deutinger, Sprecherin der Telekom Control, ist dieser Dienst in Österreich auch nicht verboten. Eine Ablehnung der Konsumentenschützer sei aber dennoch gewiss.

"Die Werbeüberschwemmung im Fernsehen ist schon für viele Österreicher ein Problem. Bei Werbeschaltungen während eines Telefonats ist die Sache ähnlich gelagert. Dem VKI sind solche Werbeunterbrechungen jedenfalls nicht recht", sagt Eva Kolber, Pressesprecherin im Verein für Konsumenteninformation [VKI].

Wie in Berlin würde auch der österreichische VKI sicher rechtliche Schritte gegen Anbieter von werbefinanzierter Gratistelefonie in Erwägung ziehen.

Gratistelefonieren in AT

In den USA, in Schweden und in Frankreich ist Gratistelefonieren jedenfalls schon lange auf Erfolgskurs. In Österreich wittert der Telefonanbieter Multikom mit diesem Dienst das große Geschäft.

"Durch eine Klage des VKI würden wir uns nicht beirren lassen", sagt Multikom-Geschäftsführer Hans Winterleitner. "An Schwierigkeiten sind wir jedenfalls gewöhnt. In Österreich ist ja bekanntlich alles schwierig, was außerhalb der Norm liegt."

Neben Multikom hatte auch der Alternativanbieter M.I.T. vor einigen Monaten die Absicht geäußert, werbefinanzierte Gratistelefonie anzubieten, hat davon aber bereits wieder Abstand genommen.

"Der österreichische Markt für Telefonie ist bei weitem noch nicht so weit wie etwa in den USA oder in Schweden" erklärt eine M.I.T.-Sprecherin. Ein Produkt wie Gratistelefonie finanziert durch Werbeeinschaltungen sei beim derzeitigen Stand der Dinge in Österreich nicht realisierbar. "Vielleicht kann man in zwei Jahren wieder darüber reden", so die M.I.T.-Sprecherin.