Zweiter Satelliten-Telefon-Betreiber bankrott
Am Freitag ist die Satelliten-Telefon-Gesellschaft ICO Global Communications Ltd., die bis Ende nächsten Jahres 12 Satelliten im Orbit installieren wollte, dem Branchenführer Iridium in den freiwilligen Bankrott gefolgt.
Die Ursachen für den Schritt ICO Globals sind einerseits die direkten Auswirkungen der Schräglage Iridiums. Dazu kommt die Einsicht, dass die gesamte Branche mit falschen Marktgrößen kalkuliert hat.
ICO Global hatte nach Iridiums freiwilligem Bankrott anvisierte Kredite in Höhe von 600 Millionen USD nicht realisieren können, da das Vertrauen der Anleger ins gesamte Satelliten-Telefongeschäft nachhaltig erschüttert ist.
Die Bankrott-Erklärung nach Kapitel 11 der entsprechenden amerikanischen Bestimmungen schützt betroffene Firmen vor einem Teil ihrer Gläubiger-Forderungen, dafür müssen sie große Teile ihrer geschäftlichen Souveränität aufgeben. So soll verhindert werden, dass die Bedienung von Krediten Firmen in den endgültigen Bankrott treibt, wenn mit diesem Zahlungsaufschub noch Chancen bestehen, die Geschäfte wieder in profitable Bereiche zu lenken.
ICO GlobalDazu setzt sich die Erkenntnis durch, dass das Wachstums-Tempo von vom Boden aus operierenden Handy-Netzen völlig unterschätzt wurde. Die weißen Flecken auf der Abdeckungs-Landkarte schrumpfen dramatisch, sodass Kunden weder die deutlich höheren Preise der Satellitenanbieter noch deren klobige Telefone akzeptieren.
Inzwischen ist der Markt praktisch auf einige Nischen geschrumpft: Regierungsorganisationen, Bergbauunternehmen, die internationale Schiffahrt und Hilfsorganisationen, die in Katastrophenfällen sichere Kommunikations-Strukturen benötigen.
Einzig das Satelliten-Projekt von Bill Gates und Craig McCaw - Teledesic LLC - hat vielleicht Chancen, von der aktuellen Krise nicht erfasst zu werden, da es nicht auf Gesprächs- sondern auf Daten-Übertragungen ausgerichtet ist.
Teledesics globales High-Speed-Datennetz soll im Jahr 2004 in Betrieb gehen und neun Milliarden USD kosten. Experten sehen aber auch hier eine bedenklich ungünstige Kosten-Nutzen-Relation, wenn der Ausbau der Glasfasernetze weiter so rasant fortschreitet.