31.08.1999

DEBATTE

Bildquelle: altavista

Hotmail - The Day After

Nach dem gestrigen Hotmail-Hack, der wohl mit Rekord-Geschwindigkeit und -Breitenwirkung durchs Netz ging und Reaktionen auslöste, beherrschen Analysen, Schuldzuweisungen und Selbstbezichtigungen die Kanäle.

Die Verantwortung für den Hack und dessen Publizierung übernahm inzwischen eine bisher unbekannte Gruppe namens Hackers Unite, bestehend aus Schweden und Amerikanern, die angeblich um die Sicherheitslücke seit acht Wochen wussten.

Durch einen Sprecher ließ die Gruppe verlauten, dass "der Hack nicht destruktiv sein, sondern der Welt die schlechten Sicherheits-Standards Microsofts vorführen sollte".

Schuld und Sühne

Nachdem die Meinung, dass es sich bei der Zugriffsmöglichkeit ohne Passwort um eine Hintertür der Programmierer gehandelt habe, von zahlreichen Experten verbreitet worden war, schloss MS inzwischen diese Möglichkeit kategorisch aus.

Ein Sprecher des Unternehmens sagte: "Die Lücke war unbekannt [...]. MS stellt die Sicherheit der Privatsphäre seiner Kunden über alles andere."

In unabhängigen Analysen herrscht, außer der Frage nach den Verantwortlichen für Lücke und Hack, die Meinung, dass es sich um eine neue Dimension von Hack handelt und dass er vielleicht sogar einen heilsamen Schock bei zu unbedarften Usern auslösen könnte.

Die Attacke hat zum ersten Mal auf breiter Ebene User persönlich betroffen und gleichzeitig klargemacht, dass es keinen sicheren Mail-Verkehr ohne Verschlüsselung gibt.

Der Reporter der schwedischen Tageszeitung Expressen, Christian Carrwik, hat heute gegenüber Reuters angegeben, Microsoft schon zehn Stunden, bevor das Unternehmen reagierte und Hotmail vom Netz nahm, von der Lücke unterrichtet zu haben.