Sydney wird weltgrößtes Internet-Spektakel
Die in knapp drei Wochen beginnenden Olympischen Sommerspiele in Sydney sollen die ersten Dot.com-Spiele in der olympischen Geschichte werden.
Das Netz wird zum maßgeblichen Medium für Zuschauerinformation und interne Organisation, Sponsoren aus dem IT-Bereich sind stark vertreten. Die Organisatoren sind entschlossen, Sydney 2000 zum bisher weltgrößten Internet-Spektakel zu machen.
Wegen der großen Zeitverschiebung und der gewachsenen Nutzerzahlen rechnet der offizielle Olympia-Sponsor IBM mit rund 6,5 Milliarden
Aufrufen allein für die offizielle Website. Das sei ungefähr zehn Mal mehr als bei den Winterspielen im japanischen Nagano vor zwei Jahren, sagte ein IBM-Sprecher heute.
Am 15. September geht's los
Die Website bietet aktuelle Sportnachrichten, eine Verkaufsstelle
für Eintrittskarten und Souvenirs, täglich ein Porträt über einen
Athleten und Touristeninformationen. Die Spiele finden vom 15.
September bis zum 1. Oktober statt.
Zeitverschiebung hilft dem Medium Internet
Der Zeitvorsprung von Sydney gegenüber Mitteleuropa beträgt elf Stunden und gegenüber New York 15 Stunden. Dadurch werden sich Sportfans, die nicht auf die abendliche Fernsehübertragung warten wollten, über das Internet schneller mit aktuellen Ergebnissen versorgen können.
Die Zahl der Internet-Nutzer hat sich zudem in den vergangenen vier Jahren mehr als versechsfacht. Waren 1996 bei den Sommerspielen in Atlanta rund 40 Millionen Menschen weltweit an das Internet angeschlossen, sind es heute 270 Millionen.
Der IBM-Sprecher sagte, er fürchte nicht, dass die vielen Anfragen zu einer Überlastung des Systems führen könnten.
Alle Athlethen haben E-Mail
Wer seinen Lieblingssportler per E-Mail grüßen möchte, kann dies
über eine von IBM eingerichtete Fan-Adresse tun. Alle 10.500
Athleten werden über E-Mail erreichbar sein. Bei den Spielen in
Nagano waren allein 300.000 Fan-Botschaften registriert worden.
IOC gegen "inoffizielle" Dot.coms
Sydney 2000 sollen zwar die ersten Dot.com-Spiele werden, doch nur für solche Website-Betreiber, die die offizielle Erlaubnis der Organisatoren haben.
In den USA hat das Internationale Olympische Komitee [IOC] gemeinsam mit dem Organisationskomitee der Winterspiele in Salt Lake City deshalb Klage gegen 1.800 Site-Betreiber eingereicht, um die Nutzung der Begriffe "olympisch" und "Olympiade" zu unterbinden.
Das juristische Vorgehen begründete IOC-Vizepräsident Richard Pound in einer Erklärung mit dem Missbrauch der Begriffe und der Vortäuschung, es handle sich um offizielle oder ermächtigte Organisationen oder Personen. Es müsste sichergestellt werden, dass alle Einnahmen aus dem olympischen Marketing ausschließlich der olympischen Bewegung zugute kommen.
Website auch in Blindenschrift?
Probleme bereitete den Organisatoren und dem Computerhersteller
die Umwandlung der Website in Blindenschrift. Der Blinde Bruce
Maguire hatte die australische Kommission für Menschenrechte und
Gleichbehandlung angerufen, weil große Teile der Internet-Site für
ihn nicht lesbar seien. Die Kommission gab Maguire Recht. Wegen der
langen Anlaufzeit und der hohen Kosten sei eine Ergänzung des
Angebots jedoch nicht mehr möglich, sagte ein Sprecher der
Organisatoren. Es würde 368 Arbeitstage dauern, um Tabellen und
Ergebnislisten in Blindenschrift darzustellen. Die Technik dafür ist
eigentlich längst erprobt. Blinde können dabei eine spezielle
Oberfläche abtasten, auf der die Texte in der Blindenschrift Braille
wiedergegeben werden.