9999-Bug bleibt bis jetzt aus
"Wir haben keine Erkenntnisse über Computerprobleme in Deutschland", sagt Michael Dickopf vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik. "Wir gehen davon aus, dass die Bevölkerung diesen Problem-Tag nicht mitbekommen hat - außer vielleicht durch Hochzeiten."
Auch die Initiative 2000, in der sich zahlreiche Informationstechnologie-Unternehmen zusammengeschlossen haben, meldete keine Schwierigkeiten.
In Japan, China, Australien und Neuseeland wurde heute Morgen eine erste Entwarnung gegeben. Sowohl die Tokyo Stock Exchange als auch die Shanghai Stock Exchange und die Shanghai Airlines meldeten, dass alle Systeme ohne Zwischenfälle liefen.
Cobol & 9999
Im alten [aber nach wie vor noch in vielen Systemen aktiven] Programmcode Cobol [Common Business Oriented Language] steht die Zahlenreihe 9999 für das Ende einer Datensequenz. Experten befürchteten deshalb, dass das Datum des 9.9.99 von vielen Rechnern nicht als Datum, sondern als Befehl interpretiert werden könnte. Die Folge wären abstürzende Systeme und die Vernichtung von Daten gewesen. Cobol ist einer der ältesten Programmcodes, auf den viele folgende aufbauen. Weil die meisten Programmierer, die noch in Cobol geschrieben haben, längst im Ruhestand sind, ist die Suche nach Cobol-Bugs, die durch mehrere andere "Sprachschichten" verdeckt sind, besonders schwierig. Irrtümer können daher vorkommen.
Von vielen Seiten wird jetzt die 9999-Warnung als krasse Übertreibung vermeintlicher Experten kritisiert. Tatsächlich haben einige Fachleute auch schon vor dem 9.9.99 die Existenz des 9999-Problems verneint [die Futurezone berichtete].
Dennoch: Der angebliche 9999-Bug wurde nicht nur weltweit von Firmen und öffentlichen Einrichtungen [inklusive dem US-Energieministerium] ernst genommen, in Singapur war die Zivilverteidigung sogar auf einen Zusammenbruch des Telefonsystems vorbereitet. Hunderte Mitarbeiter von Kraftwerken hatten Bereitschaftsdienst, um für den Notfall - der aber letztlich nicht eingetreten ist - einspringen zu können.
In Hongkong überwachte sogar ein eigenes Koordinationszentrum der Regierung um Mitternacht den Datumssprung.
Eurex-Probleme haben nichts mit 9999 zu tun
Neuseeland hat den befürchteten 9999-Bug als Aufwärmrunde für das Jahr-2000-Problem genützt. "Viele Organisationen und Einrichtungen haben den 9.9.99 zum Anlass genommen, ihre Systeme nochmals durchzutesten", sagt Basil Logan, Vorsitzender der neuseeländischen "Y2K Readiness Commission".
Bei der deutsch-schweizer Terminbörse Eurex hat es nach Angaben der Deutschen Börse leichte technische Probleme gegeben. Diese hätten allerdings nichts mit dem Datum 9.9.99 oder mit der Jahr-2000-Umstellung zu tun, sagte ein Sprecher der Deutschen Börse. "Das hätte auch an jedem anderen Tag passieren können." Die Server einiger Teilnehmer hätten am Morgen neu gebootet werden müssen, was die Handelsaufnahme dieser Nutzer leicht verzögert habe, hieß es. Die Probleme seien jedoch behoben worden.