21.09.2000

LEERUNG

Bildquelle: orf-on

Krise und Entlassungswelle im E-Commerce

Während in den USA die allgemein erwartete Pleitewelle im E-Commerce durch einzelne Konkurse und massive Entlassungen weiter ins Rollen kommt, diskutieren die Branche und ihre Geldgeber die Zukunftsaussichten anhand der Marktführer Amazon und eBay.

Dabei steht eBay für ein abgeschlossenes Geschäftsmodell, während Amazon eine weitere - riskante - Ausweitung des bereits etablierten Kerngeschäfts repräsentiert.

Amazon kommt in dieser Diskussion immer heftiger in die Kritik und kann mit seinen propagierten Verlusten für die nahe Zukunft durch anhaltende Investitionen die Börsen und strategischen Investoren nicht mehr überzeugen.

Riskante Expansion

Auslöser für die aktuelle Diskussion um Amazon war unter anderem die Kündigung der langjährigen Partnerschaft mit Yahoo. Dort war Amazon seit 1997 bevorzugter Onlinehändler.

Zwar erneuerte Amazon eine ähnliche Abmachung mit AOL [die das Unternehmen jährlich eine Summe um die 30 Millionen USD kostet], aber die Sparmaßnahmen des Marktführers auf diesem wichtigen Gebiet werden in Branchenkreisen als Krisenzeichen gedeutet.

Auch in einem eigens angesetzten Gespräch konnten die Amazon-Chefs gestern Wall-Street-Journalisten nicht von ihrer weiteren Expansionsstrategie überzeugen. Die Analysten schätzen die Chancen für eine Ausweitung der Geschäfte auf neue Bereiche wie den Autohandel demnach pessimistisch ein.

Stabiles Modell

Im Gegesatz dazu konnte eBay die Analysten von seinen ehrgeizigen Umsatzzielen überzeugen.

Ursache ist vor allem das offensichtlich gefestigte Geschäftsmodell, das ein überschaubares und berechenbares Wachstum verspricht.

Das Online-Auktionshaus will nach eigenen Angaben seine Geschäfte bis 2005 von derzeit fünf auf 25 Länder ausweiten und dann drei Milliarden USD umsetzen.

Entlassungswelle

Nachdem als prominenter Vertreter des Dot.com-Business letzte Woche AltaVista die Entlassung eines Viertels seiner Belegschaft ankündigte, scheint sich eine wahre Entlassungwelle anzukündigen.

Gestern kündigte der ASP Interliant die Kürzung von 300 Jobs an, Restaurantführer Food.com entließ bereits 100 Mitarbeiter oder die Hälfte seiner Belegschaft, Deja.com will ein Drittel entlassen und iCast, das wie AltaVista zur CMGI-Holding gehört, will zehn Prozent seiner Belegschaft kündigen.

Der Möbelhändler Homeportfolio verabschiedete sich diese Woche ganz aus dem Online-Geschäft und folgt damit der Möbeltochter Amazons, Living.com, die im August aufgab.

Auch Food.com will sich nach den Entlassungen ganz aus dem Onlinehandel zurückziehen.