Musikindustrie verliert Prozess
Die europäische Musikindustrie ist mit ihrem ersten Versuch gescheitert, vor Gericht ein Exempel gegen die illegale Verbreitung von Musik im Internet zu statuieren. Wie "Svenska Dagbladet" meldet, sprach das Amtsgericht in Skövde den 17-jährigen Johan völlig überraschend von dem Vorwurf frei, auf seiner Homepage durch Auslegung von Pirat-Kopien im MP3- Format das Urheberrecht der Musiker und ihrer Plattengesellschaften verletzt zu haben.
Das Gericht begründete den Freispruch damit, dass der 17-Jährige niemals selbst Musik ins Netz gestellt, sondern nur Verbindungen zu anderen Links mit Musik angegeben habe.
Exempel
Die europäische Branchenorganisation IFPI der Musikindustrie hatte mit dem Prozess in Schweden erstmals einen Anlauf genommen, per Anzeige und danach geplanten Schadensersatzforderungen die galoppierend um sich greifende Verbreitung von Musik-Piraterie im Internet zu stoppen. Das MP3-Format ermöglicht die starke Komprimierung von Sounddateien, die sonst sehr viel Speicherplatz benötigen würden. Dennoch bleibt eine hervorragende Qualität erhalten. Internet-User, die ein schnelles Modem oder einen ISDN-Anschluss besitzen, können damit Musiktitel in akzeptabler Geschwindigkeit von einigen Minuten auf den Computer laden und auf einem speziellen Abspielgerät anhören.
Juristische Experten in Schweden hatten eine Verurteilung von Johan wegen Verletzung des Urheberrechts mit einem verhältnismäßig niedrigen Bußgeld erwartet, weil der Angeklagte noch zur Schule geht und kein Einkommen hat. Anschließend wäre aber ein zivilrechtliches Verfahren mit Schadensersatzforderungen in Millionenhöhe auf ihn zugekommen.
Der 17-jährige hatte selbst berichtet, dass er die Links zu MP3-Dateien nur auf seine Homepage gesetzt habe, weil sie damit sehr hohe Besucherzahlen erreichte. Sein Vater, auf dessen Heim-PC der Jugendliche seine Homepage anlegte, erklärte, für ihn seien die Aktivitäten des Sohnes dasselbe wie früher das Kopieren von Musik auf Tonband. Die schwedische Abteilung von IFPI begründete ihre Klage gegen den jungen Mann aus Skövde damit, dass Johan mehrere Mahnungen zum Stopp mit den MP3-Links unbeachtet gelassen habe. "Wir wollten zeigen, dass es uns ernst ist mit dem Kampf gegen die Piraten", meinte IFPI-Jurist Magnus Martensson.
Mit dem Freispruch wurde dem 17-jährigen Johan auch seine von der Polizei beschlagnahmte Festplatte zurückgegeben.