Microsoft investiert in Corel
Microsoft wird 135 Millionen Dollar [154 Mio. Euro] in den angeschlagenen Softwarehersteller Corel investieren, der dafür Entwicklungen für Microsofts Dot-Net-Initiative übernehmen wird.
Corel war zuletzt Mitbegründer und CEO Michael Cowpland abrupt abhanden gekommen und seit dem Platzen einer geplanten Fusion mit Inprise finanziell angeschlagen.
Nun erwirbt Microsoft 24 Millionen Aktien oder 24,6 Prozent der Anteile an der kanadischen Firma, allerdings ohne Stimmrecht.
Darüber wurden eine Hand voll Rechtsstreitigkeiten
zwischen den beiden Unternehmen gütlich beigelegt. "Der Deal ist
für Microsoft sowohl strategisch wie auch finanziell interessant",
sagte Microsofts Chef-Entwickler Tom Button. "Wir glauben, Corel
befindet sich in einer hervorragenden Position, um an unserer
Dot-Net-Plattform mitzubauen."
In der Vergangenheit gehörte Corel zu den prononciertesten Kritikern von Microsoft und fiel durch seine offensive Unterstützung von Linux auf.
Noch im April 1999 sagte Cowpland, dem überteuerten Microsoft Windows würde durch Linux eine mächtigte Konkurrenz erwachsen: "Wir glauben, Linux kann in den nächsten zehn Jahren so erfolgreich sein wie Windows. Linux ist so etwas wie Windows ohne Steuern."
Corel wurde mit "Corel Draw" bekannt, einem anspruchsvollen Grafikprogramm für Windows. Später versuchte das Unternehmen Microsoft zu konkurrieren, zunächst im Anwendungsbereich, später als Distributor von Linux. Eine Weile setzte Corel auch auf Java-basierende Anwendungen.
Corel LinuxIn der jüngeren Vergangenheit verlor Corel
sowohl Geld wie auch Marktanteile. Eine geplante Fusion mit Inprise [früher Borland] scheiterte und damit auch die Hoffnung auf frisches Kapital. Ab diesem Zeitpunkt musste Corel kontinuierlich Personal abbauen.
Microsoft wiederum investierte bereits 1997 rund 150 Millionen Dollar in Apple. Wie Corel war auch Apple ein deklarierter, aber angeschlagener Microsoft-Konkurrent.
Der interimistische Corel-Boss Derek Burney verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, dass es nun zu einem Wendepunkt in den Beziehungen mit Microsoft kommen werde.