Surfen und dafür abkassieren
Wer sich nicht fürs Surfen bezahlen lässt, ist selber schuld. So könnte in Zukunft die Devise vor allem für das World Wide Web lauten.
Am Donnerstag ging die amerikanische Firma PointClick mit einem neuen Dienst online: Surft man auf ihren Websites oder denen ihrer Partner, bekommt man als eingetragener User für jeden Click einen Cent gutgeschrieben. Kauft man ein Produkt, so verdoppelt sich der Betrag in der virtuellen Geldbörse.
"Pay per Ad"- und "Pay per Click"-Services gibt es schon länger. ClickQuick hat auf ihren Seiten eine Liste veröffentlicht, wo und wie man fürs Lesen und Versenden von E-Mails und fürs Bannersetzen Geld verdienen kann. Die Bezahlung ist unterschiedlich: Amazon bietet den Webmastern für jeden umgeleiteten Käufer Prozente an dem verkauften Buch oder der CD. Andere zahlen für Stunden und manche für eine bestimmte Anzahl von Clicks.
ClickQuickSie drängen auf den Markt
Der Start von PointClick musste vorgezogen werden. Einer der
Gründe dafür dürfte sein, dass der Druck der Konkurrenz auf diesem
neuen Markt immer größer wird. Bereits im Juni ging GoToWorld.com
online, die ein ähnliches Konzept verfolgen, aber auch andere
Dienste anbieten.
Jeff Wiseman, Präsident von PointClick, führt andere Gründe an: Für ihn waren es die guten Einschätzungen und Bewertungen der Partnerfirmen, die für den früheren Start verantwortlich sind. 250 Firmen unterschrieben schon im Vorfeld einen Vertrag mit PointClick. Von Seiten der User läuft der Zustrom allerdings noch etwas langsam. Gestern, so PoinClick, ließen sich 1.429 Surfer registrien.
Um den frühen Start zu realisieren, musste PointClick einige Kompromisse eingehen. Geplante Features mussten verschoben werden. Zum Beispiel beschränkt sich der Dienst momentan auf den amerikanischen Markt. Im November sollte dann auch der Rest der Welt mit Surfen Geld verdienen können. Auch die Überprüfung durch ein unabhängiges Gremium, das die Einhaltung des Datenschutzes und damit die Glaubwürdigkeit des Unternehmens beweisen soll, ist noch nicht abgeschlossen.
Die Angst, dass intelligente Programme, so genannte Bots, anstelle des Menschen die Seiten von PointClick bevölkern könnten, teilt Jeff Wiseman nicht. Er setzt auf notorische Surfer, die, egal ob bezahlt oder nicht, innerhalb seines Netzwerkes bleiben würden
Regelwerk
Jeff Wiseman (PointClick): "Es gibt ein paar Regeln: Jede Page
muss mindestens acht Sekunden lang offen bleiben. Das gibt unseren
Partnern genug Zeit, um den Pointclickern - wie wir sie nennen - ihr
Angebot zu zeigen. Wenn sie ein Backspacer sind, Reload oder Refresh
drücken, wird das nicht als ein Click gezählt."
Für E-Commerce-Anbieter und andere ist oft der Traffic, den die User auf ihren Pages erzeugen, mehr Geld wert als der Inhalt der Seiten, die Verweildauer oder die Zufriedenheit der Surfer. Vor allem, nachdem Page-Impressions nach wie vor entscheidend dafür sind, wie hoch man an der Börse, aber auch von der Werbeindustrie eingestuft wird. Die Quote entscheidet. Und stellt sie die Analysten nicht zufrieden, gilt jetzt die Devise: Bezahle deine Surfer. Und reicht das noch immer nicht, dann bezahle mehr.