Microsoft-Chef lässt Börsen krachen
Die Wachstumswerte am Neuen Markt sind zu Wochenschluss im Schlepptau der NASDAQ eingebrochen.
Nach dem kräftigen "Sell-out" [Verkaufsübertreibungen] am Morgen sei nun eine kleine Erholung am Neuen Markt eingetreten, sagte ein Händler. Das Bewertungsniveau sei nun wieder akzeptabel und zugleich interessant. Der Markt dürfte sich jetzt wieder normalisieren und einen Boden finden. "Viel schlimmer kann es nicht mehr kommen," fügte der Händler hinzu.
Ein Jahres- und Allzeittief erreichte das Blue-Chips-Barometer Nemax50 im frühen Geschäft. Im Eröffnungshandel stürzte der Index um über sieben Prozent ab. Bis 14.00 Uhr erholte sich zwar das Kursbarometer, notierte aber mit 4,4 Prozent auf 3368 Punkten immer noch deutlich im Minus. Der alle Werte umfassende Nemax-All-Share-Index verringerte sich um 4,1 Prozent auf 2718 Punkte. Die im SDax zusammengefassten Traditionsunternehmen gaben durchschnittlich um 2,3 Prozent nach.
Stühlerücken auf der Titanic
Eine Unterstützung wird der Neue Markt nach Händler-Meinung in der kommenden Woche von der Rentenseite erhalten, allerding hängt dies auch vom Ergebnis des G-7-Treffens am Wochenende ab.
"Wenn es am Neuen Markt erstmal nach unten geht, dann ist das wie Stühlerücken auf der Titanic", sagte Giuseppe-Guido Amato von Lang & Schwarz. Wenn das Sentiment erstmals negativ sei, würden die Anleger die Meldungen zu den Unternehmen weitgehend ignorieren. "Wer da genau hinschaut, kann jetzt sicher das eine oder andere Schnäppchen machen."
Goldrausch-Mentalität
Gestern kam die amerikanische High-Tech-Börse Nasdaq arg unter die Räder. Der Präsident von Microsoft, Steven Ballmer, sagte vor Journalisten und Schriftstellern in Seattle, eine "Goldrausch-Mentalität" hätte zu einer Überbewertung der Technologieaktien geführt, einschließlich der von Microsoft.
Die Bemerkung löste eine Verkaufswelle aus. Der Nasdaq-Index brach um 107,89 Punkte oder 3,75 Prozent auf 2.750,27 Punkte ein. Es war der stärkste bisherige Punkteverlust der Nasdaq. Microsoft fielen 4-7/8 auf 91-3/16 [minus 5 Prozent] und Intel 5-5/16 auf 77-1/2 [minus 6,4 Prozent]. eBay und Lycos fielen um jeweils 7,5 Prozent.
"Es besteht eine Überbewertung der Tech-Aktien, die absurd ist", meinte Ballmer. "Das wirkt sich negativ auf die langfristige Entwicklung aus."
Am selben Tag wurde der Plan bekannt gegeben, Microsofts Online-Reisefirma Expedia an die Börse zu bringen. Insgesamt sollen so 75 Millionen Dollar aufgestellt werden.