Mobilkom dreht 0800-Priority-Nummern ab
Die Mobilkom Austria hat in der Nacht auf Freitag den Zugang zu den gebührenfreien 0800-Nummern der Priority Telecom aus ihrem Netz gesperrt. Priority Telecom ist erst kürzlich mit dem Mobilfunkbetreiber One eine Kooperation unter dem Namen "Take Two" eingegangen.
"Ich kann mir diesen unglaublichen Schritt nur als Panikreaktion der Mobilkom auf unsere Take-Two-Kooperation mit One erklären", sagt Priority-Chef Kenneth Levin. One-Geschäftsführer Jorgen Bang-Jensen dazu: "Wir sehen darin eindeutig einen Versuch der Mobilkom, mit allen erdenklichen Mitteln den Wettbewerb zu behindern."
Drohungen
Die Mobilkom hat laut Priority-Stellungnahme bereits nach Anrufung der Telekom-Regulierungsbehörde Telekom Control durch Priority wegen der Höhe der Zusammenschaltungsentgelte mit dem "Abdrehen" der 0800-Nummern gedroht. Priority und One sehen darin eine Behinderung des Wettbewerbs und einen Missbrauch der marktbeherrschenden Stellung der Mobilkom. "Dieser Meinung ist auch die Regulierungsbehörde, die bereits am 29. August ein amtswegiges Verfahren gegen die Mobilkom eingeleitet hat. Priority Telecom überlegt nun weitere rechtliche Schritte. Unter anderem wird auch in Betracht gezogen, den Missbrauch der marktbeherrschenden Stellung vor die EU-Kommission zu bringen", führt Levin aus.
Betroffen von der Sperre sind nicht nur die Freephone-Nummern von Priority-Kunden, sondern auch die Priority-eigene Service-Hotline und auch die Hotline, unter der man sich über das "Take Two"-Angebot informieren kann. Aus dem Festnetz sind diese Nummern weiterhin ungehindert erreichbar.
PriorityMobilkom kontert
Zwischen der Mobilkom Austria und Priority Telecom herrsche
bezüglich der Zusammenschaltung der Netze seit Anfang April ein
vertragsloser Zustand. Die Mobilkom habe sich nach mehrmaliger
Aufforderung zur Vertragsunterzeichnung gezwungen gesehen, die
Priority-0800-Nummern zu sperren, kontert Mobilkom Sprecher Martin
Bredl die seitens Priority geäußerten Vorwürfe.
"Ohne gültigen Vertrag wissen wir ja nicht, ob unsere Gebühren akzeptiert werden oder nicht", sagt Bredl. Wegen der "untragbaren Rechtsunsicherheit" habe man heute Vormittag das 0800-Nummernservice von Priority sperren lassen. Die Zusammenschaltung bleibe bis zum Vertragsabschluss unterbunden.
Vertragslos
Zwischen den beiden Telekom-Gesellschaften habe - laut Mobilkom - bis zum 31.3.1999 ein Vorvertrag bestanden, am 22.9. schließlich habe Priority der Mobilkom einen neuen Vertragsentwurf mit für die Mobilkom inakzeptablen Änderungen zukommen lassen. Alle anderen Zusammenschaltungspartner hätten den Mobilkom-Vertrag gebilligt, betonte Bredl, der keinen Grund sieht, Priority gegenüber anderen zu "bevorteilen".