02.10.1999

RESTRIKTIV

Bildquelle: PhotoDisc

Pro-Kryptographie-Urteil wackelt

Der Federal Appeals Court hat beschlossen, sein Urteil, das den Export von starken Verschlüsselungsprogrammen als abgedruckter Quellcode für zulässig erklärte, nochmals zu überdenken.

Ursprünglich wurde entschieden, dass das Verbot des Exports von [ausgedruckten] Quellcodes von Kryptographieprogrammen gegen das Recht auf freie Meinungsäußerung verstoße.

Quellcode

Der Source-Code [auch Quellcode genannt] umfasst die Programmzeilen, mit denen ein Programm erstellt wird. Dieser Source-Code wird kompiliert [in die jeweilige Maschinensprache übersetzt] und ist dann im Prinzip nicht mehr abänderbar. Wer über den Source-Code verfügt, kann ihn in die Maschinensprache übersetzen und auch vollständig, nach seinen Wünschen, verändern bzw. verbessern.

Grund für die Ablehnung der Exportbeschränkungen für Verschlüsselungssoftware ist, dass dadurch auch die Möglichkeit eingeschränkt wird, persönliche Informationen vor missbräuchlichen Eingriffen zu schützen.

Das US-Department of Justice behauptete allerdings, dass die Pro-Kryptoexport-Entscheidung dazu führen könnte, dass "Verschlüsselungstechnologie in die Hände von feindlichen ausländischen Parteien fallen" könnte.

"Meilenstein" bröckelt

Privacy-Schützer feierten schon den Niedergang der weitreichenden Exportbeschränkungen für Kryptographie. Tara Lemmey von der Electronic Frontier Foundation sagte: "Das ist ein Meilenstein auf dem Weg zur Beseitigung der Export-Restriktionen." David Sobel vom Electronic Privacy Information Center in Washington meinte zu der Krypto-Entscheidung: "Eines der bedeutendsten Internet-Urteile. Dadurch wird ein wichtiger Präzedenzfall für die freie Meinungsäußerung und den Schutz der Privatsphäre im Internet geschaffen."

Erst vor kurzem hat die amerikanische Regierung angekündigt, die Export-Beschränkungen für Verschlüsselungs-Technologien zu lockern.

Phil Zimmermann, Erfinder des Internet-Standards PGP [Pretty Good Privacy], zeigte sich anlässlich dieser Ankündigung der US-Regierung im Gespräch gegenüber der Futurezone skeptisch.

Bei der angeblich bevorstehenden Krypto-Regelung würde überhaupt nicht auf Details eingegangen. Die Initiativen der US-Regierung in der Vergangenheit hätten aber gezeigt, dass der Teufel gerade im Detail stecke.