Übersetzungsprogramme noch nicht ausgefeilt
Mühsam haben Menschen das Werk des Literatur-Nobelpreisträgers Günter Grass in Dutzende fremder Sprachen übersetzt. Und der Computer wird sie auch nach der Frankfurter Buchmesse nicht ersetzen können - trotz der neuen Versionen von Übersetzungs-Software, die Verlage auf der am Mittwoch beginnenden Bücherschau vorstellen wollen.
"Die Blechtrommel" von Grass könne niemals mit dem Computer übersetzt werden, sagt Gregor Thurmair von Sail Labs, einem auf Sprach- und Übersetzungstechnologie spezialisierten Unternehmen. Die Produkte sollen die Betriebsanleitung des neuen Fernsehers übersetzen oder in internationalen Konzernen die Kommunikation erleichtern.
Übersetzungsprogramme
Angefangen hat die Geschichte der technischen Übersetzung in den 50er Jahren. Damals hat die US-Luftwaffe mit Computerprogrammen russische Militärtexte übersetzt. Der Durchbruch ist aber erst in den 90er Jahren gelungen. Heute bieten Firmen schon für rund 700 ATS Produkte an.
Alfons Süßbauer, Produktmanager elektronische Medien bei Langenscheidt, bezeichnet die Software als bloßes Werkzeug. An eine Feile denkt er dabei aber wohl nicht, eher schon an Hammer und Meißel: Die Software liefere eine Rohübersetzung, sagt Süßbauer. Sie sei zu gebrauchen, wenn jemand nicht so viel Wert auf einen geschliffenen Text lege. Edgar Braun vom konkurrierenden Ernst Klett Verlag meint, die Software sei für "homogene, fast stereotype Texte" wie Lieferscheine oder ärztliche Diagnosen geeignet.
Dennoch erwarten alle Marktteilnehmer steigende Absatzzahlen. Sail-Labs-Vizepräsident Jonathan Selby erklärt, mit der Globalisierung wachse der Bedarf an Übersetzungen. Als Beispiele für den Einsatz der Software führt er die Kommunikation im deutsch-amerikanischen Autokonzern DaimlerChrysler an.
Keine logischen Zusammenhänge
Logische Zusammenhänge kann die Software nicht herstellen. Findet sie etwa in einem englischen Text das Wort "Gates", weiß sie zunächst nicht, ob es sich um den Microsoft-Gründer Bill Gates handelt oder das Wort "Tore" in der deutschen Übersetzung eingesetzt werden muss. Um solche Verwechslungen zu vermeiden, wird das Programm oft vor der Übersetzung darüber informiert, aus welchem Themengebiet ein Text stammt.
Auch Synonmye und Umschreibungen bereiten der Software Probleme: Benutzt jemand beispielsweise für die russische Regierung den Begriff "Kreml", stößt das System schnell an seine Grenzen. Die Software brauche eine möglichst klare und einfache Sprache, sagt Thurmair - "wie ein Kind".
51.Frankfurter Buchmesse
Heute eröffnet die 51. Frankfurter Buchmesse. 6.643 Verlage aus
113 Ländern stellen nicht nur rund 380.000 Bücher - davon rund
90.000 Neuerscheinungen -, sondern auch zahlreiche elektronische
Publikationen aus. Das Internet und seine Auswirkungen auf den
Buchmarkt sind eines der Hauptthemen dieser Buchmesse. Rund jeder
vierte Aussteller bietet bereits - meist zusätzlich zu Büchern -
elektronische Publikationen an. Je deutlicher das Internet als
Informationsmedium Bestandteil des Alltags wird, desto mehr kommt
auch dem Online Buchhandel eine wachsende Bedeutung zu.