Dot.com-Millionäre spenden per Aktie
Die Kirchen rund ums Silicon Valley brauchen sich keine Sorgen um ihre Spenden zu machen. In der Dot.com-Stadt San Jose beispielsweise wird großzügigst gespendet, mitunter auch mit Aktien.
Pastor Karl Overbeek von der "Curch of Chimes" etwa vergleicht die Spendenfreudigkeit seiner Gläubigen mit einem Tsunami, einer riesigen Meereswelle, "die in diesem Jahr alle Rekorde bricht".
Aktien für Bedürftige
Um sein jährliches Kirchenbudget von 1,3 Millionen USD macht sich der Pastor keine Sorgen. Bereits bis November nahm seine Kirche mehr als zwei Millionen USD an Spenden ein. Auch Pastor Rick Langeloh von der Reformkirche in Menlo Park meldet stetig steigende Einkünfte - trotz der Achterbahnfahrt des Aktienmarktes. "Erst gestern lag ein Scheck in Höhe von 500.000 Dollar von einem Dot.com-Angestellten im Postkasten", sagt der Geistliche. Jetzt muss er sich nur überlegen, wie viel er für seine Kirche behält und wie viel er an Bedürftige in der Gemeinde austeilt.
Der Herr gibt, der Herr nimmt - auch auf dem Aktienmarkt
Wurden früher die Kirchenkassen durch Basare, Bastelarbeiten und Mehlspeisverkauf aufgebessert, so geht es in der Region Silicon Valley jetzt darum, Millionenbeträge zu verwalten. Statt Kleingeld im Beutel gibt es Aktien und Pfandbriefe. "Wir haben eine große Zahl Yahoo-Aktien bekommen, gerade als der Kurs rauf und runter ging", sagt Wendy Irwin von der "River Church" in Cupertino. Die Finanzverwalterin der evangelistischen Kirche gibt zu, dass sie seither die Börsenentwicklung mit mehr Sorgfalt und Sorge verfolgt.
Die meisten Kirchenvertreter in Silicon Valley setzen Aktien-Spenden aber sofort in bare Münze um. An Geldspekulationen sei er nicht interessiert, versichert auch Pastor Langeloh. Seine Aufgabe sei es, die Spenden gerecht zu verteilen. Trotz des Wirtschaftsbooms in Silicon Valley, wo nach manchen Schätzungen täglich 64 Menschen zu Millionären werden, gibt es viele Bedürftige, Obdachlose und sozial schwache Familien. Zwar ist das durchschnittliche Familieneinkommen mit 82.000 Dollar das höchste in den USA, dafür sind aber die Miet- und Häuserpreise doppelt bis dreifach so hoch wie anderswo.
Multimedia für Kirchen
Die einst kleine "River Church" hat dank dem Gemeindemitglied Mark Manley, der beim Computergiganten Apple arbeitet, eine "Multimedia-Abteilung". Eine großzügige Gabe machte die Anschaffung von Videokameras und Computern möglich.