"Free PCs sind teure Schnäppchen"
"So genannte Free PCs sind teure Schnäppchen", warnt Hennig Withöft von der Stiftung Warentest in Berlin. "Die Kunden sollten sich keine Illusionen machen."
Hinter den Offerten der Hardware-Hersteller verbergen sich in der Regel ein ganz normaler Ratenkauf oder ein Mietgeschäft. Zwar kostet der moderne Personal Computer als "Free PC" den Käufer erst einmal gar nichts. Dafür bezieht er aber automatisch Dienstleistungen, für die er bis zu drei Jahre lang monatliche Gebühren bezahlen muss.
"Es ist der Trend, elektronische Produkte zu verschenken, um mit den Folgeprodukten Geld zu verdienen", erklärt Withöft die Motive der Industrie.
Kundenprofile
In Amerika sind solche Praktiken schon länger üblich. Die Firma
"FreePC" aus Pasadena verschenkt bereits seit Mai Heimcomputer. Im
Gegenzug müssen die Nutzer ein detailliertes Formular ausfüllen und
neben Alter und Geschlecht auch Informationen über Familie, Hobbys
und Lebensgewohnheiten preisgeben. Daraufhin werden dem
Computer-Besitzer maßgerecht zugeschnittene Werbebotschaften auf den
Bildschirm geschickt. Verbraucherschützer in den USA schlagen gegen
diesen Eingriff in die Privatsphäre bereits Alarm. Die Frontpage von
Freepc.com etwa ist erst nach Angabe perönlicher Daten zugänglich.
"Fair PC" von Compaq
Die Augsburger Ibex AG und Compaq wollen mit dem "Fair PC" die amerikanische Idee dem deutschen Markt anpassen. Bei dieser Variante wird der Kunde nicht automatisch mit Werbung eingedeckt.
Dafür muss er für sein eigentlich kostenloses Gerät 50 Mark Miete pro Monat bezahlen. Wenn ihm das zu viel erscheint, kann er den Preis drücken, indem er wie beim Free PC zielgruppenorientierte Fragebögen ausfüllt. Der "Fair PC" könne nach zwei Jahren gegen einen neuen ausgetauscht werden.
Fair PCNicht alle lieben "Volks-PCs"
Die Computerfirma IPC Archtec versucht unter dem Namen "Volks-PC" den Kunden mit einem symbolischen Kaufpreis von einer Mark zu locken. Gleichzeitig sind aber über 36 Monate hinweg 29,99 DM, also insgesamt 1.079,64 DM [7.596 ATS] zu zahlen.
Außerdem ist der Kunde zum Abschluss eines Exklusivvertrags mit dem Gigabell-Telefondienst verpflichtet. Ferngespräche und Internet-Zugang sind dann nur noch über diesen Anbieter möglich.
Der "Volks-PC" stößt allerdings bei manchen großen Handelsketten auf wenig Gegenliebe. Die Karstadt AG in Essen hat das Angebot geprüft und sich dagegen entschieden. Und auch der Sprecher des Elektronikriesen Pro Markt aus Berlin, Peter Berghoff, hat schon abgewunken: "Wir werden den PC nicht führen, weil wir unseren Kunden die gleiche Leistung billiger bieten können."
In Australien scheint das Geschäftsmodell schon im Ansatz zu scheitern. Die beiden größten Einzelhändler haben ihre "Free PC"-Angebote wegen der geringen Nachfrage bereits zurückgezogen. Sie haben "die Fähigkeit des Kunden, einfache Rechnungen auszuführen", unterschätzt, sagte IDC Australiens Senior Desktop Analyst Logan Ringland.