08.11.1999

GLIMPFLICH

Bildquelle: Futurezone

Einbruch bei Microsoft-Aktien abgefangen

Die mögliche Zerschlagung des Softwareriesen Microsoft wegen Missbrauchs seiner marktbeherrschenden Stellung hat am Montag die Aktien des Unternehmens bei Börsebeginn einbrechen lassen. Der Kurs sackte zum Handelsauftakt an der New Yorker Nasdaq um mehr als sechs Prozent auf rund 85 Dollar ab, während der Dow-Jones-Index sich zum Auftakt unverändert zeigte.

Für die Microsoft-Aktienbesitzer bedeutete dies einen Wertverlust von über 30 Milliarden Dollar innerhalb weniger Minuten.

Gegen Börsenschluss konnte sich der Titel erholen und schloss lediglich mit einem Minus von 1,77 Prozent bei 89,93 USD. Die Richterfeststellung wurde offensichtlich weitgehend erwartet; Händler prognostizieren weiterhin gute Unternehmensergebnisse bei Microsoft.

Microsoft hofft noch immer auf Sieg vor Gericht

Trotz des schweren Rückschlags in dem von Washington angestrengten Kartellrechtsprozess hofft der Softwareriese Microsoft weiter auf einen juristischen Sieg in dem Verfahren. Microsoft-Chef Bill Gates erklärte in einem Brief an die Aktionäre und Kunden des Konzerns, die am Wochenende veröffentlichte Einschätzung des Richters Thomas Penfield Jackson sei noch nicht das letzte Wort: "Diese Feststellungen bedeuten noch keine endgültige Entscheidung in dem Fall." Jackson hatte erklärt, Microsoft habe auf dem Markt für PC-Betriebssysteme über seine Windows-Programme eine Monopolstellung erreicht und nutze diese aus, um den Wettbewerb zu unterdrücken.

"Microsoft will diese Angelegenheit auf gerechte und verantwortliche Weise klären und dabei sicherstellen, dass die Grundsätze des Verbraucherschutzes und der Innovation geschützt sind", heißt es in dem Schreiben, das eine ganze Seite der US-Tageszeitung "Washington Post" füllte. Der Multimilliardär Gates betonte, das amerikanische Rechtssystem werde letzten Endes bestätigen, dass sich sein Unternehmen fair und den Gesetzen entsprechend verhalten habe und damit sowohl den Verbrauchern, der Industrie als auch der gesamten US-Wirtschaft beträchtliche Vorteile gebracht habe.

Konkurrenten profitieren

Auch an den europäischen Börsen hatten Händler das Papier am Montag abgestoßen. In Frankfurt hatte die Microsoft-Aktie am Morgen zeitweise neun Prozent im Minus gelegen.

Von der Richterfeststellung, dass Microsoft Corp. seine Monopolstellung missbraucht habe, konnten die Konkurrenten des Softwareriesen profitieren und bescherten dem Nasdaq-Index den siebenten Rekordschlussstand in Folge. So stiegen Sun Microsystems Inc., Oracle Corp. und America Online Inc.

Der "Nasdaq Composite Index" stieg um 41,68 Einheiten oder 1,34 Prozent auf 3.143,97 Stellen und erreichte abermals einen neuen Rekordschlussstand.

Die New Yorker Aktienbörse hat am Montag mit freundlichen Kursen geschlossen. Der Dow Jones Industrial Index, in dem Microsoft seit kurzem vertreten ist, stieg immerhin um 14,37 Einheiten oder 0,13 Prozent auf 10.718,85 Zähler. Der S&P-500-Index gewann 6,78 Punkte [plus 0,49 Prozent] auf 1.377,01 Zähler.