Anrufe zu Handys werden billiger
Die Telekom Control Kommission hat mit ihrer Entscheidung, die Zusammenschaltungstarife [Interconnection-Fees] für Gespräche vom Festnetz in das Mobilfunknetz der Mobilkom zu senken, das Tarifgefüge des gesamten Telefonmarktes in Österreich in Bewegung gesetzt. Anrufe vom Festnetz zu Handys könnten dadurch im ersten Quartal des nächsten Jahres billiger werden, prognostizierte die Telekom Control Kommission am Montag. Da die Mobilfunkbetreiber durch die Senkung der Zusammenschaltungstarife aber künftig weniger verdienen, ist gleichzeitig mit einer Verteuerung der gesamten Handy-Tarife zu rechnen.
Interconnection-Gebühren
Die Interconnection-Gebühren für die so genannte
Mobilfunkterminierung, die einen fixen Bestandteil des
Endkundentarifs darstellen, werden stufenweise bis Anfang April 2000
von derzeit 2,20 bzw. 2,70 ATS auf 1,90 ATS pro Minute gesenkt,
wobei die Festnetzbetreiber bis Jahresende noch 2,20 und bis 31.
März zwei ATS an die Mobilkom zahlen müssen, erläuterte der
TCK-Vorsitzende Eckhard Hermann die Entscheidung, die von der TCK am
11. November auf Grund eines Antrags der UTA getroffen wurde und bis
Ende 2000 gültig ist. Der österreichische Interconnection-Markt ist
laut TKC fünf bis sechs Mrd. S schwer.
Die Anordnung gilt wegen des Diskriminierungsverbots der Mobilkom, die mehr als 25 Prozent des auf dem Zusammenschaltungsmarkt getätigten Umsatzes auf sich vereint und damit auch im Bereich der Zusammenschaltung marktbeherrschend ist, nicht nur für die UTA, sondern für alle Festnetzbetreiber. Die beiden anderen derzeit operativ tätigen Mobilfunkbetreiber max.mobil und One sind hingegen von der Regelung nicht unmittelbar betroffen.
Die Verhandlungen zwischen Telekom Austria und alternativen Festnetzbetreibern über die Zusammenschaltungsgebühren auf Ebene der Hauptvermittlungsstellen, die mit Jahresende ihre Gültigkeit verlieren, seien derzeit noch im Laufen, bestätigte Telekom-Control-Geschäftsführer Heinrich Otruba der APA. Die Telekom Control rechne mit einer Entscheidung am 20. Dezember.
Die zunehmende Substitution des Festnetzes durch Mobilfunk sei grundsätzlich nicht falsch, sollte aber nicht auf Kosten der Festnetzbetreiber durch Ausnützung einer marktbeherrschenden Stellung passieren, stellte Hermann klar. Die schrittweise Absenkung sollte einen disruptiven Eingriff in das Tarifgefüge vermeiden und angesichts der hohen Investitionen, die auf dem Mobilfunkmarkt notwendig seien, eine moderne Infrastruktur in Österreich sichern, erläuterte Hermann. Bei der Entscheidung sei auch berücksichtigt worden, dass die österreichischen Zusammenschaltungsgebühren für die Mobilfunkterminierung zu den niedrigsten in Europa gehörten.
UTA ist enttäuscht
Die UTA hat mit "großer Enttäuschung" auf die "minimale Senkung" der Zusammenschaltungsgebühren für die Mobilfunkterminierung reagiert. Bei der Telekom-Control-Entscheidung handle es sich "um ein falsches Signal und einen Rückschlag für die Liberalisierung des Marktes", da die Senkung nicht "im gerechtfertigten Ausmaß" erfolgt sei, meinte die UTA am Montag in einer ersten Reaktion. Die UTA erwarte daher eine weitere Senkung. Die Tarife für Gespräche von der UTA ins Mobilkom-Netz würden entgegen den Erwartungen "in nächster Zeit kaum billiger".
Mobilkom ebenfalls enttäuscht
Die Mobilkom wollte zur Senkung der Zusammenschaltungsgebühren bei der Mobilfunkterminierung durch die Telekom Control noch nicht viel sagen: "Wir haben den 90-seitigen Bescheid erst Montagvormittag bekommen und analysieren derzeit das Ergebnis", sagt Mobilkom-Sprecher Martin Bredl. Etwaige Auswirkungen durch die TCK-Entscheidung auf die Tarife werde die Mobilkom erst in den kommenden Tagen kommunizieren. Die Senkung der Zusammenschaltungsgebühren sei jedoch von keinem der Mobilfunkbetreiber erwartet worden.